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Rückblick auf 1200 Jahre Asperg

Erstmals im Jahr 819 in einer Urkunde des Klosters Weißenburg im Elsass erwähnt, feierte Asperg im Jahr 2019 sein 1200jähriges Stadtjubiläum. Verfolgen Sie im Anschluss nochmals alle großen Programmpunkte rund um das Jubiläumsjahr.

Theater Lindenhof erzählte an 10 Abenden die Geschichte des Hohenaspergs und seiner Gefangenen

Vom 13. September 2019 bis zum 28. September 2019 wurde der Hohenasperg erstmals Spielort einer ganz besonderen Freilichtproduktion des Theaters Lindenhof.

Das Theater Lindenhof erzählte zum Asperger Stadtjubiläum in einem eigens geschrieben Stück, warum der Hohenasperg für viele Gefangene zum Schicksalsberg wurde.

Die wochen- und sogar jahrelangen Vorbereitungen hatten sich mehr als gelohnt. Bereits zwei Jahre zuvor führte die Stadtverwaltung erste Gespräche mit dem Justizministerium und dem Amt für Vermögen und Bau des Landes Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Zahlreiche Ausnahmegenehmigungen mussten eingeholt werden, bevor der Wallgraben des Hohenasperg die einzigartige Kulisse für ein Theaterstück werden konnte.

Lass mich atmen, oh gnädiger Himmel – Geschichten von hinter den Mauern, so der Titel des Stücks.

Aus Massen von spannendem Material und biografischen Dokumenten, welche Axel Krauße und Peter Sindlinger in Archiven zusammengetragen hatten, schuf der Stuttgarter Regisseur Christof Küster ein knapp zweieinhalbstündiges Theaterstück.

In dem Stück über Recht und Gerechtigkeit, Macht und Ohnmacht, Herrscher und Beherrschte richteten sich die Szenen auf einzelne Häftlinge, die stellvertretend für viele Insassen des Hohenasperg stehen. Denn hunderte Menschen waren hier über die Jahrhunderte hinweg unter Verschluss. Manche mussten für ihre politischen Überzeugungen büßen, andere waren schlicht in Ungnade gefallen oder wurden während der Zeit des Nationalsozialismus Opfer rassischer Verfolgung.

Überregionale Bekanntheit erlangte der Hohenasperg insbesondere durch die zahlreich inhaftierten politisch aktiven Freidenker, Querdenker und Streiter für die Demokratie, was ihm unter anderem die Beinamen „Demokratenbuckel“ oder „Hausberg der schwäbischen Intelligenz“ verlieh. Es gibt in der Geschichte Baden-Württembergs kaum einen anderen Ort, der so symbolisch für die willkürliche Machtdemonstration vieler Regierenden in vergangenen Jahrhunderten steht. Der Hohenasperg - bedeutender Bestandteil Asperger und Baden-Württembergischer Geschichte.

Gefangene aus mehr als drei Jahrhunderten kamen in dem Stück zum Tragen. Darunter auch der Remstalrebell Helmut Palmer, der 1963 und 2000 Insasse war und an den verschiedensten Stellen immer wieder mal in das Geschehen eingriff.

Begleitet wurden die Besucher den ganzen Abend durch den sogenannten Wärter. Er kündigte die einzelnen Gefangenen nicht nur an, sondern erzählte dem Besucher auch deren Geschichte, vor und nach dem Aufenthalt auf dem Hohenasperg.

Eine besondere Spannung brachte dabei das eigens gestaltete doppelbödige Bühnenbild ein. Während sich die Zeit der Freiheit auf der oberen Ebene abspielte, verlagerte sich das Geschehen der Haft in den unteren Bereich. Der Inhaftierte stieg bildlich hinab in sein Schicksal.

Neben dem Remstalrebell Palmer war die Opernsängerin Marianne Pirker ein weiteres Beispiel. Ohne Verhöre oder Prozess ließ Herzog Carl Eugen die Vertraute seiner Frau auf dem Hohenasperg einsperren, ebenso ihren Mann, den Kapellmeister Joseph Pirker. Die Sängerin wurde bezichtigt, der Herzogin von den Seitensprüngen ihres Mannes berichtet zu haben. Fast ein Jahrzehnt verbrachte das Ehepaar Pirker voneinander getrennt in Einzelhaft auf dem Hohenasperg.

Natürlich durfte auch der wohl berühmteste Insasse des Hohenasperg nicht fehlen. Der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart verbrachte ebenfalls über 10 Jahre auf dem Hohenasperg, ohne jemals eine Anklage zu Gesicht bekommen zu haben. Sogar mit einem Schreibverbot wurde er belegt.

Das Stück spannte dabei einen weiteren Bogen in die Zeit der deutschen Revolution. Aus dieser Epoche wurde das Schicksal von Gustav Werner, dem sogenannten Affenwerner gezeigt, bevor der Besucher dann in der Zeit des Nationalsozialismus ankam, in welcher der Hohenasperg „Zwischenstation“ für die später in die Vernichtungslager deportierten süd- und südwestdeutschen Sinti und Roma war.

Seine vorletzte Station machte das Stück dann in der Nachkriegszeit, als der Hohenasperg Internierungslager für NS-Verbrecher war.

Den Abschluss bildete die Zeit der Roten Armee Fraktion und die Haft von Johannes Thimme.

Regisseur und Schauspielern ist mit dem Stück ein mehr als gelungener Spagat gelungen. Trotz aller Tragik der Einzelschicksale war es allen Beteiligten von Beginn an ein großes Anliegen, einen unterhaltsamen Spätsommerabend zu schaffen. Gekonnt schafften es alle Beteiligten mit Witz an der richtigen Stelle, die teils qualvollen Einzelschicksale doch ein wenig erträglich zu machen. Dass dies gelungen ist, davon zeugte jedes Mal aufs Neue der minutenlange Beifall der Besucher bei den insgesamt 10 Aufführungen.

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